Die Karawane der Kinder- und Jugend-Kunstwerkstatt: eine Geburtstagsgeschichte

19. Juni 2023

Foto: Joachim Fildhaut, "Walk like an egyptian!" – Installation von Constanze Hochmuth-Simonetti und Birgit Schmidt für den Festsaal.

Mit einem ägyptischen Fest am Bürgerbräu feiert die Kinder- und Jugend-Kunstwerkstatt JuKu Karawane am Samstag, 24. Juni, ihren Geburtstag. Das Kamel auf seinem Weg in eine Oase ist Wappentier und Lieblingshieroglyphe der JuKu-Künstlerinnen und -Pädagogen. Es spielt auch beim Jubiläum eine Rolle, dazu kommen Pyramiden, Ausstellung, ein Film, Workshops und Leckeres zu essen im Würzburger Westen.

Angefangen hat alles im Norden. Vor gut 20 Jahren besuchten sich eine Malerin und ein Bildhauer auf ihren Thüngersheimer Baustellen. Sie stellten fest, dass Altbausanierung nicht ihr einziges gemeinsames Interesse war. Eine Art Kinderkunstschule – davon hatten Rita Kolb und Marco Schraud ähnliche Vorstellungen. Vor allem, dass man eine gründen sollte, wenn man erstmal aus dem Schutt heraus käme.

Man kam heraus, und zu den beiden Nachbarn kamen weitere Interessenten, vor allem in der Stadt Würzburg. Im Plastischen Theater Hobbit entwickelten – mittlerweile rund acht – Beteiligte das Logo des kommenden Vereins "JuKu Karawane, Kinder und Jugend Kunstwerkstatt ". Das Wort Karawane weist auf die Mobilität der Kunstschule hin: Kurse und Workshops finden nicht an einer einzigen Adresse statt, sondern in Schulen, bei Sommercamps und in den Ateliers der JuKu-Mitglieder. Wobei zwei Werkstätten gleich um die Ecke vom Puppentheater lagen: die von Harald Scherer und Georg Weidauer im Milchhof.

Die Überzeugung: Kreatives Tun ist ein wichtiger Wert
Das war das Praktische daran, dass es Künstler waren, die diese Jugendarbeit starteten: Sie konnten Räume zur Verfügung stellen. Der zweite Vorteil: Die Kursgeber machen das nicht als Job, sondern aus der Überzeugung heraus, dass kreatives Tun ein wichtiger Wert ist, den es weiterzureichen gilt. Wobei die Leidenschaft für Kunst den Karawane-Betreibern als Qualifikation nicht genügt. Von Anfang an waren ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen mit im Zug.

Der Verein will durch das Vermitteln von handwerklichen und künstlerischen Techniken die Sensibilität für Kunst und Kultur fördern, die Kreativität und Phantasie der Kinder und Jugendlichen hegen und pflegen, heißt es programmatisch. Vorsitzende Birgit Schmidt erläutert, es gehe dabei nicht darum, der Fantasie freien Lauf zu lassen. Das funktioniere nicht so einfach: "Da gibt es Hemmschwellen, die man erkennen und Wege zur Überwindung finden muss. Und die müssen genau zu den individuellen Fähigkeiten des jeweiligen Kinds oder Jugendlichen passen. Eben dazu braucht es Kunstpädagogen im Team."

Mitgründerin Rita Kolb ist bis heute dabei. Sie vergleicht ihr Metier mit Musikschulen – und bedauert, dass Kunstschulen nicht so bekannt sind, weder die in öffentlicher Hand noch die Privatinitiativen. Verändern möchte das auch der Landesverband bayerischer Kunstschulen, dem JuKu sich bald nach der Gründung anschloss. Und 2007 gleich mal die bayerischen Kunstschultage nach Würzburg holte – großes Programm.

Als die Karawane sesshaft werden wollte
Zum Zehn-Jahres-Jubiläum zählte die Karawane zwölf aktive Mitwanderer. Wenn alle Gewerke und Techniken vertreten sind, so erklärt Rita Kolb den Nutzen eines großen Teams, dann könne man am besten Schulprojekte durchführen. Wobei das Kamel sich nicht hinter dicken Schulmauern versteckt. Vielmehr beteiligte sich JuKu Karawane zum Beispiel an Sommercamps auf dem Abenteuerspielplatz Lengfeld und stellte eine original-mongolische Jurte als Zirkuszelt für ein Ferienprogramm auf dem Heuchelhof.

Bei allen Vorzügen mobiler Einsätze kam vor fünf Jahren doch der Wunsch auf, irgendwo auch sesshaft zu werden und eine feste Basis zu haben. Er wurde erfüllt: JuKu bekam Räume im Laborgebäude des Bürgerbräu, wo auch das Theater Ensemble spielt. Hier wird am Samstag von 14 bis 18 Uhr der Geburtstag gefeiert.

Von Joachim Fildhaut