Rettung des Adventskalenders

10. Dezember 2020   |   von Joachim Fildhaut - Main Post   |   Pressemeldung

Eine große Kunstaktion mit Kindern auf dem Bürgerbräu-Gelände hat den verschärften Teil-Lockdown überstanden – mit Modifikationen. Bis Heiligabend wird täglich eine neue bunte Box zum Thema Vorfreude auf einen Zaunpfahl geschraubt.

Eine inspirierende gemeinsame Aktion hatten sich die Künstlerinnen Constanze Hochmuth-Simonetti und Birgit Schmidt ausgedacht: In ihren Ateliers auf dem Bürgerbräu sollten Kinder Adventskalender-Kästchen bauen – zum adventlichen Thema "Vorfreude". Die beiden gehören zu der kunstpädagogischen Initiative JuKu Karawane. Die ist in Stadt und Land gut eingeführt, deswegen waren die Ateliertermine bald vergeben.

Und los ging das großen Bauen. Die etwa schuhkartongroßen Holzkisten sind vorne verglast und geben den Blick frei auf eine Miniaturszene. Von winterlicher Stille bis zum sommerlichen Augenblick – frohlockt wird überall. Der Adventskalender wächst jeden Tag um ein weiteres Kästchen, das die JuKu-Leute auf die Zaunpfähle des Bürgerbräues montieren. Lämpchen beleuchten die Kleinodien. Der Adventskalender macht abends auch von der Ferne einen sehr stimmungsvollen Eindruck.

Ganz ging der Plan allderings nicht auf: Nur die allerersten Workshops konnten stattfinden; die Ergebnisse sind auch schon am Wiesenrand hinter den Parkplätzen zu betrachten. Dann tragen strengere Hygienebestimmungen in Kraft: Kein Treffen mehr zum gemeinsamen Werkeln; zumindest war die JuKu Karawane lieber vorsichtig. Stattdessen wird jetzt improvisiert. Die zehnköpfige Künstlergruppe, die jederzeit das JuKu-Programm gestaltet, hat ihre kleinen Stammkunden angesprochen, ob sie weiter am Adventskalender mitmachen. Und sie machten. Stellen ihre Ideen bei Vier-Augen-Gesprächen oder telefonisch vor, man klärt gemeinsam ab, welches Material dazu gebraucht wird und wer es nötigenfalls beschafft. So musste die Aktion nicht abgeblasen werden.

Malerin und Kunstpädagogin Birgit Schmidt: "Das Kulturamt Würzburg hat das Projekt gefördert und der Nachbar auf dem Gelände, Michael Beckhäuser, hat die Kisten gesponsert. Als wir unseren ursprünglichen Plan abbrechen oder zumindest abändern mussten, haben wir uns natürlich erstmal besorgt gefragt, ob wir das Geld zurückgeben müssen."

Mussten sie nicht, auch wenn die pädagogische Breitenwirkung ein klein wenig geschmälert wurde. Noch ist nicht ganz sicher, dass es tatsächlich Kinderhände sein werden, die die Adventskästen in den letzten zwei Wochen füllen. Hochmuth-Simonetti und Schmidt rechnen mit vier bis fünf Boxen, die sie selbst gestalten werden, um die Reihe bis Heiligabend nicht abreißen zu lassen. Diese künstlerischen Originale werden nach Weihnachten zugunsten von Flüchtlingsfamilien verkauft.

Ein weiter Adventskalender dieser Art leuchtet übrigens in Thüngersheim, wo die JuKu Karawane traditionell einen starken Stand hat. Hier werden die Boxen allerdings nicht im Freien montiert – wozu sie in Würzburg extra lackiert und bedacht werden müssen; in Thüngersheim stehen die kleinen Kunstwerke in Häusern an den Straßen, nach Art der Adventskalender auf den fränkischen Dörfern.